Im Luft- und Raumfahrzeugbau müssen gefertigte Produkte qualitativ einwandfrei sein: Versagt ein Bauteil, kann das zum Verlust des gesamten Luftfahrzeugs führen – im schlimmsten Fall verlieren Menschen ihr Leben! Damit das nicht passiert, ist die komplette Fertigung darauf ausgerichtet, höchste Qualität abzuliefern. Aus speziellen Werkstoffen werden komplexe Bauteile gefertigt, die filigranen Strukturen erfordern geübte Hände.
Für die Schweißtechnik bedeutet dies spezielle Regeln mit sehr niedrigen Zulässigkeitsgrenzen und einem hohen Prüfaufwand.
Wer als Schweißer im Luft- und Raumfahrtbau arbeiten möchte, sollte über ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein verfügen. Da nach genauen Vorgaben geschweißt wird, sind Konzentration und Geduld entscheidend. Um Verwechslungen und Verunreinigungen zu vermeiden, muss ordentlich und sauber gearbeitet werden.
Im Dünnblechbereich werden Schweißungen im Zehntel-Millimeter-Bereich an komplexen Geometrien durchgeführt. Außerdem ist eine spezielle Arbeitstechnik mit dem Fuß erforderlich, um auf das Schweißgut mit dem Fußregler (variable Stromstärke) reagieren zu können – hohe Geschicklichkeit und Handfertigkeit sind also Grundvoraussetzungen.
Wer den gewählten Schweißprozess, die verwendeten Werkstoffe und Schweißzusätze sicher beherrschen lernen möchte, sollte bereits gute Fachkenntnisse mitbringen. Das Nah- und Farbsehvermögen des Schweißers wird ebenfalls kontrolliert.
Herstellungs-, Instandsetzungs- und luftfahrttechnische Betriebe, die in Deutschland metallische Bauteile für zivile Luft- und Raumfahrzeuge schmelzschweißen, wenden die DIN 29595 „Schweißen im Luft- und Raumfahrzeugbau – Schmelzgeschweißte metallische Bauteile – Anforderungen“ als allgemein anerkannte Regel der Technik an. Diese Norm fordert von den Betrieben, dass manuelle Schweißarbeiten nur von Schweißpersonal mit einer gültigen Prüfbescheinigung ausgeführt werden dürfen.
Qualifikationsprüfungen für Schweißer werden nach der DIN ISO 24394 „Schweißen im Luft- und Raumfahrzeugbau – Prüfung von Schweißern und Bedienern von Schweißeinrichtungen“ abgenommen, anstatt nach der DIN EN ISO 9606 „Prüfung von Schweißern – Schmelzschweißen“.
Um eine Prüfbescheinigung nach DIN ISO 24394 zu bekommen, müssen eine praktische sowie eine theoretische Prüfung erfolgreich absolviert werden. Die Schweißaufsicht im Betrieb wählt hierzu die Art der Prüfung aus. Eine Prüfung im Luft- und Raumfahrzeugbau wird wie folgt bezeichnet: DIN ISO 24394 – 141 – A – TP5 – 1 mm. Dies bedeutet, dass der Schweißer mit dem WIG-Prozess (141) einen Rohrknoten (Prüfstück TP5) mit einer Wandstärke 1 mm aus einer Stahllegierung (Werkstoffgruppe A) verschweißt hat.
Beispielhaftes Prüfstück nach DIN ISO 24394
Das Prüfstück TP5 ist ein Rohrknoten. Dessen Fertigung dient als Nachweis der Fähigkeit des Prüflings, komplexe Rohrgeometrien zu schweißen.
Folgende Punkte sind zu beachten, um die Handfertigkeitsprüfung an dem Prüfstück TP5 „Rohrknoten“ zu bestehen:
Der Rohrknoten wird mit folgenden zerstörungsfreien sowie zerstörenden Prüfverfahren auf seine Unregelmäßigkeiten und deren Zulässigkeiten geprüft:
Der Prüfer gemäß DIN ISO 24394 wurde vom Luftfahrtbundesamt genau definiert: In Betrieben mit einer benannten und anerkannten Schweißaufsichtsperson darf diese die Flugzeugschweißerprüfungen für Schweißer desselben Betriebs abnehmen. Für Betriebe mit Schweißern ohne anerkannte Aufsichtsperson stehen akkreditierte Bildungseinrichtungen des DVS zur Verfügung.
Eine umfassende Ausbildung für das Schweißen im Luft-und Raumfahrzeugbau können Sie (zum Beispiel) bei der SLV Berlin-Brandenburg absolvieren. Sie ist eine der wenigen für die Schweißerprüfung nach DIN ISO 24394 akkreditierten Bildungseinrichtungen des DVS.
Für alle Fragen rund um das Schweißen im Luft- und Raumfahrzeugbau sprechen Sie uns bitte an.